Ich versuche mein ganzes Leben lang schon, anders zu sein, anders zu werden. Irgendwie reicht es mir nicht, wie ich bin. Ich reiche mir nicht. Immer will und muss ich irgendwie anders sein oder werden. Ich greife zu wenig durch, bin zu viel im Drama, meine Schultern sacken oft ein und ich weiß immer noch nicht genau, was ich machen will mit meinem Leben.
Nicht gut genug. Ich bin mir nicht gut genug.
Wenn ich dieses oder jenes nicht ändere, dann werde ich garantiert ein ganz miserables Leben führen, und keiner wird mich mögen. Also mache ich ein Training nach dem anderen mit, um endlich diese ganz wertvolle Person zu werden, die ich eigentlich sein könnte. Und sein sollte. Und vor allem: um endlich mal so richtig was zu verändern auf diesem Planeten.
Denn das ist mein Ziel: endlich die Welt retten! Endlich was so richtig Sinnvolles aufbauen, irgendwo ganz doll was „wuppen“. Und dafür möchte ich bitte perfekt ausgerüstet sein.
Kennst du das auch? Dieses Gefühl, egal was du machst, es ist nicht gut genug? Und es führt immer noch nicht dahin, wo du eigentlich hin wolltest?
Da stehe ich gerade. Mit einem großen „Nichts“ vor mir, einem großen Fragezeichen. Und der Angst, niemals etwas Großartiges zu bewegen. Und der Schuld, bisher nichts Großartiges bewegt zu haben. Und der Angst und Schuld, einfach nicht gut genug zu sein.
Egal was ich mache, mir ist es selber nicht gut genug. Und damit halte ich mich selber davon ab, einfach mit dem zu sein, was gerade IST. Und von da aus ganz entspannt meinen nächsten Schritt zu gehen.
Ein wunderbares Futter für meine Unterwelt. Die freut sich, dass sie mir immer wieder bestätigen kann, dass ich ja nicht gut genug bin, und ihr damit eine Entschuldigung dafür gebe, einfach gar nichts zu tun.
Und jetzt ist genug damit. Ich höre auf, damit! Ich fütter meine Unterwelt jetzt mit etwas anderen. Ich will mein Leben nicht damit verbringen, jemand anders, und WOANDERS zu sein. Ich bin jetzt einfach mal ich, und lache über meine ganzen Unperfektheiten. Und: Ich erzähle einfach allen Menschen, die ich neu kennenlerne: „Hallo, ich bin Jule. Und ich bin ganz wunderbar unperfekt!“
Was genau das verändert, davon werde ich bald schreiben.