Alles ist normal. Ich sitze in der Küche wie immer. Und auf einmal die Ansage: „Jule, komm in deinen Körper zurück!“
Was meinen sie? Ich bin doch da. Und auf einmal realisiere ich, dass ich nicht ganz da bin. Dass ein Teil von mir ganz woanders ist. Dass ein Teil sich die ganze Zeit versteckt. Das ein Teil von mir fast nie da ist. Dass ich nur selten so wirklich 100% alles spüre und mitkriege, da wo ich gerade bin.
Warum? Die Antwort kommt mir, als mich meine Kollegin Lisa Kuchenmeister zurück in meinen Körper führt: wenn ich in meinen Körper gehe, ist da ganz viel Panik.
Eine Panik, die ich wahrscheinlich schon habe, seitdem ich als Neugeborene von meiner Mutter weggerissen und für 2 Wochen in einen Brutkasten gesteckt wurde. Eine Panik, die schon lange in meinem Körper steckt. Eine Panik, die, wenn ich sie hochkommen lasse, riesig ist. Und wahrscheinlich verstecke ich mich deswegen in meinem Körper.
Die Sache ist nur die: wenn ich nicht wirklich in meinem Körper stecke, kann ich auch nicht präsent sein mit dem, was da gerade IST. Ich bin also praktisch gar nicht lebendig. Und so fühlt es sich auch an: einen Teil meines Tages, meistens der in irgendeiner Art „aufreibenden“ Teil, habe ich gar nicht erlebt. Als wäre dieser einfach so an mir vorbei gezogen.
Ich will aber leben! Will voll und ganz hier sein, und auch meine Angst, selbst die Panik, in ihrer vollen Größe spüren und dann heilen. Denn: wenn ich die Panik bewusst spüre, kann ich sie auch heilen.
So sitze ich schreiend mit Lisa im Auto, während sie Raum für mich hält, durch die erste Schicht der Panik zu gehen. Da ist so viel Angst, die mir ganz alt und heftig vorkommt. Lisa bleibt bei mir, und ich gehe mutig da durch.
Und nach dem Prozess: Traurigkeit. Und Stille. Da ist ein teil on mir wieder bei mir, ein Teil hat sich gerade extrem entspannt.
Deswegen habe ich beschlossen, zu lernen, wieder zurück in meinen Körper zu kommen. Dafür muss ich natürlich erstmal wahrnehmen, ob ich meinem Körper bin. Ich bin da gerade erst am Anfang.
Dennoch habe ich schon einige Anzeichen gefunden dafür, dass ich NICHT in meinem Körper bin:
- ein ganz seltsames Gefühl von Entspannung stellt sich ein. Es ist die Art von Entspannung, eher ein taub machen, die ich auch fühle, wenn ich durch meine Nachrichten scrolle, oder Netflix anmache.
- ich kann nicht mehr genau ausmachen, was bei mir gerade passiert
- ich werde sehr angepasst, und sage zu allem nur noch „Ja“
Je mehr ich darauf aufmerksam werde, umso unangenehmer finde ich diesen Zustand. Es ist ein bisschen so, wie ich mir einen Zombie vorstelle. Doch mit der Selbstbeobachtung lerne ich auch, wieder zurück in meinen Körper zu kommen. Hier ein paar Sachen, die für mich funktionieren:
- ganz bewusst in alle Zellen meines Körpers fühlen. Gerade sind meine Fußsohle zum Beispiel sehr warm, und ich spüre ein wenig Angst in meinem Herzbereich
- meine Wutkraft hochfahren. Mit meiner Wut kann ich genug Raum machen, um die Angst größer werden zu lassen
- die Hand von jemand nehmen, sie ganz doll drücken, und der Person dabei in die Augen schauen. Die andere Person muss dabei nichts machen, außer mir ihre Hand geben.
Das ist der stand meiner Forschung. Und ich freue mich über deinen Input!